Er werde mit seiner neuen Entdeckung mindestens 100 Jahre Musikgeschichte prägen, meinte der deutsche Komponist Arnold Schönberg. Und er sollte Recht behalten: Seine sogenannte Zwölftontechnik gehört zu den bedeutendsten Kompositionstechniken des 20. Jahrhunderts. Die Grundidee: Die Grenzen der harmonischen Ordnung aufgeben, und alle zwölf verfügbaren Töne einer Oktave verwenden – wobei immer erst alle zwölf Töne erklingen müssen, bevor sich ein Ton wiederholen darf.
Klingt verkopft, aber Schönberg ging es eigentlich im Gegenteil um neue, breitere Ausdrucksmöglichkeiten: »Er hatte den Eindruck, dass die Musik der vorangegangenen Jahrhunderte zwar immer komplexer und facettenreicher geworden ist, dass der Ausdruck sich mit der Tonalität aber immer noch in einer Art Gefängnis befindet«, erklärt der Komponist und Arrangeur Henning Wölk, der als Dozent unter anderm an der Universität der Künste und der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin tätig ist. Im »Elbphilharmonie Erklärt«-Video zeigt er am Klavier die Grundidee von Schönbergs Zwölftonmusik und präsentiert die vielen motivischen Möglichkeiten dieser Technik.
Analytisch raushören muss man die zwölftönigen Linien in der Musik natürlich nicht – »Man kann sich ganz unmittelbar darauf einlassen«, meint Wölk: »Diese Musik ist nicht mathematisch gemeint, sondern sie ist sehr emotional und ausdrucksstark«.
