Konzertstream vom 7. Oktober 2021, verfügbar bis 4. Januar 2022.
Mit seinem 2015 entstandenem Projekt »Sleep« schuf Max Richter so etwas wie eine moderne Version von Bachs »Goldberg-Variationen«. So wie diese einst einen schlaflosen Grafen in der Nacht unterhalten haben sollen (zumindest der Legende nach), verfolgt auch »Sleep« einen ganz ähnlichen Nutzen: Es begleitet durch den Schlaf – vom Anfang bis zum Ende! Sage und schreibe achteinhalb Stunden dauert das Hörerlebnis, dessen 31 Teile den typischen Zyklen unseres Nachtschlafes nachempfunden sind und mit ihrer langsamen und kontemplativen Musik zum Träumen einladen.
Trailer: Max Richter »Sleep«
Bei der Erstausstrahlung im Radio 3 der BBC brach »Sleep« gleich zwei Guinness-Rekorde: als längstes jemals gesendetes Werk und als längste Liveübertragung im Radio. Mit seiner Komposition sprach Richter eine Einladung zum Innehalten aus, zum bewussten Erleben von Ruhe – lange bevor Themen wie Achtsamkeit und Meditation zum Massenphänomen wurden. Das Publikum soll seine Aura gern auch schlafend und träumend erspüren, wünscht sich der Komponist. So wurde »Sleep« bereits in Berlin, Paris, Sydney oder Los Angeles als achtstündiges Nachtkonzert aufgeführt und ist inzwischen auch per App verfügbar.
Kurz nach Beginn der Pandemie, am Osterwochenende 2020, brachten die BBC und die European Broadcasting Union das Projekt noch einmal in einer weltumspannenden Übertragung in über 15 Länder zu hunderttausenden Radiohörern. Als Auftakt des Reflektor-Wochenendes wurde das Werk als reiner Online-Livestream aus der Elbphilharmonie gesendet.
Eindrücke von der Produktion
Die Künstler
American Contemporary Music Ensemble
Ben Russell Violine
Laura Lutzke Violine
Caleb Burhans Viola
Clarice Jensen Violoncello
Emily Brausa Violoncello
Grace Davidson Sopran
Max Richter Klavier, Live-Elektronik
Florian Kiehl Set Design
Jasper Techel Director of Photography
Onn Halpern Creative Director
Liel Simon Director
Max Richter

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Über Max Richter
Max Richter wurde 1966 in Hameln geboren, wuchs jedoch im britischen Bedford östlich von London auf. Musik spielte bereits in seiner Kindheit eine große Rolle: »Schon als kleines Kind habe ich Musik in meinem Kopf gehört. Sie war immer da, die Musik ist mein Grundzustand. Das Komponieren erscheint mir als unfreiwilliger Vorgang, in dem Sinne, dass ich niemals nicht komponiere. Komponieren bedeutet für mich: bewusste Aufmerksamkeit auf etwas zu richten, das schon da ist.«
Richter studierte Klavier und Komposition an der Universität von Edinburgh und am Royal College of Music in London. Mit der 1986 von ihm mitgegründeten Gruppe Piano Circus führte Richter Werke von Steve Reich, Philip Glass und Arvo Pärt, aber auch eigene Kompositionen auf. Ab 1996 arbeitete er mit der experimentellen Dance-Band The Future Sound of London zusammen. 2002 begann mit dem Album Memoryhouse, welches er mit dem BBC Philharmonic Orchestra aufnahm und das später als Soundtrack für die Dokumentation Auschwitz – The Nazis And The Final Solution verwendet wurde, seine Solokarriere. In der Folge entstanden u.a. Soundtracks zu Filmen von Martin Scorsese und André Téchiné. 2012 erschien sein erstes Album Recomposed by Max Richter: Vivaldi – The Four Seasons bei der Deutschen Grammophon. In der Folge dieser erfolgreichen Zusammenarbeit unterzeichnete Max Richter im März 2014 einen Exklusivvertrag mit dem gelben Label.
Ende Juni 2020 wurde Max Richter Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die vor allem durch die Verleihung der Academy Awards (»Oscars«) bekannt geworden ist und deren eigentlicher Zweck es ist, sich durch die Unterstützung von Forschungen sowie durch Förderung des kulturellen, pädagogischen und technologischen Fortschritts für die Weiterentwicklung der Filmwirtschaft einzusetzen.
Grace Davidson – Sopran

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Über Grace Davidson
Die englische Sopranistin Grace Davidson hat sich in erster Linie auf die Aufführung und Aufnahme von Barockmusik spezialisiert. Sie studierte Gesang an der Royal Academy of Music in London. Seitdem arbeitet sie mit führenden Barockensembles unserer Zeit zusammen, ebenso mit bekannten Dirigenten wie Sir John Eliot Gardner, Paul McCreesh und Harry Christophers. Ihre Diskographie umfasst u.a. Aufnahmen mit dem Ensemble The Sixteen und Faurés Requiem mit dem London Symphony Orchestra auf dem eigenen Label des LSO.
Aufgrund ihrer technischen Brillanz, beeindruckenden Musikalität und außergewöhnlichen Klangreinheit ist Grace Davidson auch in den Bereichen der Filmmusik und der zeitgenössischen Musik erfolgreich. Ihre bemerkenswerte Zusammenarbeit mit Max Richter ist u.a. durch die Einspielungen Sleep und Woolf Works bei der Deutschen Grammophon dokumentiert.
American Contemporary Music Ensemble

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Über das American Contemporary Music Ensemble
Immer am Puls der Zeit: Das American Contemporary Music Ensemble (ACME) hat sich ganz der Gegenwartskunst verschrieben. Gemeinsam mit der Cellistin und künstlerischen Leiterin Clarice Jensen hat sich das Kollektiv in den vergangenen Jahren durch eine Mischung aus akribischer Musikalität, künstlerischer Vision und engagierter Zusammenarbeit in die erste Liga der Szene der zeitgenössischen Musik gespielt. Einladungen führen das Ensemble international auf bedeutende Bühnen, darunter die Carnegie Hall in New York, das Kennedy Center in Washington und das Melbourne Recital Centre. Auch von europäischen Musikfestivals sind die New Yorker Neue-Musik-Spezialisten nicht mehr wegzudenken. Auf Einladung von Max Richter, mit dem es eine enge künstlerische Partnerschaft verbindet, feiert das Ensemble nun im Rahmen des Reflektors sein Elbphilharmonie-Debüt.
Neben ihren Konzertprojekten suchen die Musikerinnen und Musiker immer wieder nach neuen Formaten und finden sich nicht nur mit Komponisten, sondern regelmäßig auch mit Filmemachern und modernen Tanzkompanien zusammen. Mit seiner Arbeit verhilft das ACME der zeitgenössischen Musik zu immer mehr Popularität – nicht umsonst bezeichnete die New Yorker Kritik es als »die vielversprechendste Indie-Band der Neuen Musik«.