Genesis
Schulen und Büros sind menschenleer, Kinos, Restaurants, Clubs und Cafés verwaist. Die Welt hat Hausarrest. Es gäbe keinen schicksalhafteren Moment für den Start des Computerspiels »Genesis«, das dem lahmgelegten Sozialleben mit einem visionären Ansatz begegnet. Hier können Userinnen und User gemeinsam, live und durch die Augen von Avataren eine Welt erschaffen – ohne dafür vor die Tür zu gehen. Der Unterschied zu einem herkömmlichen Computerspiel: Die Spielfiguren sind echte Menschen.
Livestream nicht mehr verfügbar
Genesis: Trailer
So funktioniert’s
Im Kraftwerk Bille entsteht vom 27. April bis zum 3. Mai 2020 eine eigene Welt, in der jeder Gott spielen kann – virtuell vom eigenen Bildschirm aus. Gesteuert werden vier menschliche Avatare, die sich in der alten Hamburger Industriehalle aufhalten.
Das Spiel beginnt in der dunklen, leeren Halle. Die Avatare tragen Kopfkameras, so sehen die Spielerinnen und Spieler die Welt durch ihre Augen. Zur Verfügung stehen mehr als 2000 Gegenstände und Werkzeuge – ob Geige, Hammer oder Discokugel –, aus denen je fünf ausgewählt werden können. Über das eigene Mikrofon erteilen die Mitspielenden ihrem Avatar nun Anweisungen; umgekehrt kommunizieren die Fremdgesteuerten über Nachrichten, die auf dem Bildschirm erscheinen. Statusbalken zeigen Müdigkeit, Hunger und Durst an.
Auf einen Blick
Wann:
27. April (0 Uhr) bis 3. Mai (23:59 Uhr)
Zeitslots à 55 min. (Update: bereits ausgebucht, zwischendurch werden jedoch Plätze frei)
Wo:
Steuerung: von zu Hause aus
Avatare: in einer Industriehalle
Teilnahme:
kostenlos, Ausrüstung: Laptop (Chrome/Firefox), Mikrofon, Lautsprecher
Dauer
Das Spiel läuft eine Woche lang nonstop. Im Vorfeld werden die gewünschten Zeitslots gebucht. Jeder Slot dauert 55 Minuten, jede Tages- und Nachtzeit ist möglich.
Hintergründe
»Hol eine Kettensäge, eine Vase, eine Kerze und eine Mundharmonika!« Im Elbphilharmonie Magazin, das dreimal pro Jahr erscheint, erforscht Renske Steen die Hintergründe des Computerspiels und spricht mit seinem Erfinder Alexander Schubert.
Ziel
Anders als bei gewöhnlichen Spielen gibt es hier kein Ziel. Der Ausgang ist offen, die Aktionen frei wählbar. Jedes Mitwirken hinterlässt eine Spur – und aus der Summe dieser Interaktionen entsteht eine neue Welt. Wer lieber zuschauen und nicht selbst eingreifen möchte, kann das Geschehen rund um die Uhr per Livestream verfolgen.

Mitmachen
Update: Alle Zeitslots sind zurzeit ausgebucht, es werden aber auch zwischendurch Plätze frei.
Die Teilnahme am Spiel ist kostenlos und weltweit möglich. Benötigt wird ein Computer mit Mikrofon, Lautsprechern und Internetzugang; unterstützt werden die Browser Chrome und Firefox. Interessierte können sich über die Website einloggen und vor Spielbeginn ihre Verbindung im Testbereich prüfen.
Die Idee
Hinter dem Konzept steckt der Neuro-Informatiker und Sound-Designer Alexander Schubert, der mit seinem Ensemble Decoder, einem unerschrockenen Kollektiv für Neue Musik, 168 Stunden nonstop in die Rolle der Avatare schlüpft.
Schubert selbst begeistert sich seit der Kindheit für computergenerierter Musik und Sounds. In Leipzig studierte er später Neuroinformatik und Kognitionswissenschaft, an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater Multimediale Komposition. Seine Stücke hinterfragen sich oft selbst, die Rolle der Musizierenden, die des Publikums und des Konzertformats. Mit dem Ensemble Decoder geht er diesen Fragen in der Elbphilharmonie-Reihe »Unterdeck« auf den Grund.