Konzertfilm bis 15. Mai 2021 verfügbar.
Patricia Kopatchinskaja ist keine große Freundin von klassischen Konzert-Traditionen, ihre Aufführungen gleichen oft eher einer Performance. Sie findet, auch Musiker sollten sich mit aktuellen Themen auseinandersetzen. Immer wieder dasselbe auf dieselbe Art zu spielen, »das ist wie immer dasselbe Schnitzel zu essen. Irgendwann muss man doch kotzen!« Stattdessen legt die Spitzenmusikerin ihren Auftritten ein durchgestaltetes Konzept zugrunde, häufig zusammen mit gleichgesinnten Ensembles wie der Camerata Bern, der die moldawische Musikerin als »Artistic Partner« eng verbunden ist. In ihrem neusten Projekt macht sie ihrem Motto alle Ehre und kombiniert zusammen mit dem Schweizer Ensemble Franz Schuberts Streichquartett »Der Tod und das Mädchen« mit Alter und Neuer Musik zu einem düster-fantasievollen Film, den sie gemeinsam in Bern produziert haben.
Der knapp einstündige Film präsentiert viele eindrucksvolle Bilder, der Tod ist dabei als Figur stets präsent: Ob als Tanzmeister wie im Stück des Dresdner Hoforganisten August Nörmiger um 1600 oder als Erlöser bei Carlo Gesualdo, der durch den Mord an seiner eigenen (untreuen) Ehefrau traurige Berühmtheit erlangte. Für die musikalische Umsetzung des stilistisch sehr breit gefächerten Programms ernteten Patricia Kopatchinskaja und die Musiker der Camerata Bern mit ihren feinsinnigen und gleichermaßen intensiven Interpretationen Lobeshymnen: »Beeindruckend ist neben dem satten Streicherklang und den gefühlvollen Soli von Kopatchinskaja vor allem die wunderbare Ruhe und das beinahe unhörbare Pianissimo«, schwärmt die Filmkritik.
Hinweis: Alle Konzerte des Internationalen Musikfests 2021 stehen als kostenlose Streams zur Verfügung.
Besetzung
Camerata Bern
Patricia Kopatchinskaja Violine und Leitung
Quinn Evan Reimann Regie
A Blink Film Production
Programm
August Nörmiger
Toden Tanz
Byzantinischer Gesang zu Psalm 140 / Bearbeitung für Violine solo von Patricia Kopatchinskaja
Franz Schubert
Allegro / aus: Streichquartett d-Moll D 810 »Der Tod und das Mädchen«
Der Tod und das Mädchen D 531 / bearb. von Michi Wiancko für Streichorchester und Singstimme
Andante con moto / aus: Streichquartett d-Moll D 810 »Der Tod und das Mädchen«
Carlo Gesualdo da Venosa
Moro, lasso, al mio duolo (Ich sterbe matt vor Schmerzen) / Madrigal für fünf Stimmen
Franz Schubert
Scherzo. Allegro molto / aus: Streichquartett d-Moll D 810 »Der Tod und das Mädchen«
György Kurtág
Ligatura-Message to Frances-Marie op. 31b
Ruhelos / aus: Kafka-Fragmente op. 24 für Sopran und Violine
Franz Schubert
Presto / aus: Streichquartett d-Moll D 810 »Der Tod und das Mädchen«
Gesamtdauer des Konzertfilms ca. 60 Minuten
Die Künstler
Camerata Bern

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Über die Camerata Bern
Die Camerata Bern steht weltweit für Innovation und Qualität auf Spitzenniveau – dafür, mit viel Neugier und Spielfreude immer wieder neue Wege zu gehen, Grenzen auszuloten und mit mutigen Programmen das Publikum zu begeistern.
1962 mit der Idee gegründet, als flexible Formation ohne Dirigenten zu konzertieren, ist das Ensemble heute ein international anerkanntes Kammerorchester, dessen 15 Mitglieder allesamt auch solistisch tätig sind. Seit 2018 ist Patricia Kopatchinskaja dem Ensemble als Artistic Partner verbunden. Das Orchester pflegt ein breites Repertoire von Barock bis zu zeitgenössischen Kompositionen und lädt pro Saison einen Composer in Residence ein, 2020/21 den Schweizer Komponisten David Philip Hefti. Verwurzelt in Bern mit eigener Konzertreihe, gastieren die Musiker regelmäßig bei internationalen Festivals und in führenden Konzerthäusern in Europa, Nord- und Südamerika und Asien. Regelmäßig arbeitet das Ensemble dabei mit renommierten Künstlern zusammen, darunter Antje Weithaas, Anna Prohaska, Sol Gabetta und Pekka Kuusisto. Die zahlreichen Einspielungen der Camerata Bern haben mehrere internationale Auszeichnungen gewonnen, so etwa den Grand Prix du Disque, den Preis der deutschen Schallplattenkritik oder den Echo Klassik.
Einen wichtigen Beitrag zur Musikvermittlung leistet die Camerata Bern seit 2010 mit bisher über 170 Konzerten in Schulen des Kantons Bern.
Patricia Kopatchinskaja – Violine und Leitung

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Über Patricia Kopatchinskaja
Die in Moldawien geborene Patricia Kopatchinskaja gilt gegenwärtig als eine der herausragendsten Violinistinnen, »eine Musikerin von seltener expressiver Energie und entwaffnender Ungezwungenheit, von Witz und theatralem Ehrgeiz« (New York Times). Ihre Vielseitigkeit und Entdeckerlust reichen von der Renaissance bis zu Uraufführungen. Sie hat sich auch Stimmrollen angeeignet, etwa Schönbergs »Pierrot Lunaire« (aufgeführt unter anderem mit den Berliner Philharmonikern) und Kurt Schwitters dadaistische Ursonate, deren Verfilmung im Rahmen des digitalen Musikfestes ebenfalls zu sehen ist.
Patricia Kopatchinskaja tritt mit namhaften Orchestern und Dirigenten auf der ganzen Welt auf. In Hamburg war sie in den vergangenen Jahren regelmäßig zu hören, etwa mit Teodor Currentzis’ Orchester MusicAeterna, dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dem SWR Symphonieorchester und der Camerata Bern. Vor allem will sie Musik neu erlebbar machen, auch durch neue Kontexte oder Inszenierungen. So reagierte sie 2016 mit dem Mahler Chamber Orchestra hier in Hamburg mit dem Projekt »Bye Bye Beethoven« auf den ihrer Meinung nach erstarrten Konzertbetrieb und bereits 2017 beim Lucerne Festival auf die Umweltkrise im Projekt »Dies irae«. In der aktuellen Saison ist Patricia Kopatchinskaja als Artist in Residence beim SWR Symphonieorchester, in den nächsten Jahren folgen Residenzen bei den Bamberger Symphonikern, im Southbank Center London, dem Orchestre Philharmonique de Radio France und bei der Alten Oper in Frankfurt.
Das Projekt »Der Tod und das Mädchen« mit dem amerikanischen Saint Paul Chamber Orchestra gastierte weltweit und gewann einen Grammy. Mit der Camerata Bern realisierte sie außerdem die Projekte »Krieg und Chips« und »Maria Mater Meretrix«, eine musikalische Reise durch Frauen-Leben mit Anna Prohaska.
Gefördert durch die Kühne-Stiftung, die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, die Stiftung Elbphilharmonie und den Förderkreis Internationales Musikfest Hamburg