Hans Werner Henze

Er war ein Freigeist: Hans Werner Henze komponierte für Menschen und Konzertsäle, dogmatischen Regeln beugte er sich nicht. Theatralisch und emotional berührt seine Musik bis heute

Hans Werner Henze 1967
Hans Werner Henze 1967 © Marianne Adelmann

1926 geboren, entdeckte Hans Werner Henze schon früh seine Leidenschaft für Musik. Gleichzeitig waren seine Kindheit und Jugend tief geprägt von traumatischen Erlebnissen im Nationalsozialismus, die ihn zum überzeugten Antifaschisten machen sollten. Nach dem Krieg fand er musikalische Impulse bei der Avantgarde, merkte jedoch schnell, dass ihre damals dogmatisch strengen Kompositionsregeln nichts für ihn waren. Das führte 1957 zum Eklat bei den Donaueschinger Musiktagen, dem wichtigsten Neue-Musik-Festival Deutschlands: Pierre Boulez, Luigi Nono und Karlheinz Stockhausen verließen schon nach wenigen Takten einer Uraufführung von Henze den Saal. »Das Kopfschütteln über meine kulturellen Entgleisungen wollte an diesem Abend überhaupt kein Ende mehr nehmen. Eigentlich komisch und ethisch recht bedenklich: Wo blieb die kulturelle Freiheit? Wer oder was erlaubte sich, moralische Kriterien mit ästhetischen zu vermengen?«, schreibt Henze in seiner Autobiografie.

So wundert es kaum, dass Henze seiner Heimat in den 1950er Jahren den Rücken kehrte und sich in Italien niederließ. Von hier aus feierte er schnell internationale Erfolge: Seine insgesamt 15 Opern und 10 Sinfonien stehen bis heute regelmäßig auf den Konzertprogrammen, genauso wie seine Kammermusik. Als Dirigent, Pädagoge und Festivalgründer kehrte er immer wieder auch nach Deutschland zurück – zuletzt kurz vor seinem Tod 2012 nach Dresden als Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle.

Anlässlich Henzes 100. Geburtstag widmet sich eine Reihe hochkarätiger Künstler:innen seiner Musik, vor allem während des Internationalen Musikfests Hamburg. Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Vladimir Jurowski spielt das Rundfunkorchester Berlin seine Neunte Sinfonie, ein eindrucksvolles Werk, das nach einem Roman von Anna Seghers an die Widerstandskämpfer:innen der NS-Zeit erinnert, Appell an die Nachwelt inklusive. Eine Verbeugung vor Ludwig van Beethoven mit Zitaten quer durch die Musikgeschichte ist Henzes Siebte Sinfonie, aufgeführt vom NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Matthias Pintscher. Das vielseitige Berliner Scharoun Ensemble und das Schumann Quartett beschäftigen sich mit dem reichen Kammermusikschatz aus der Feder von Henze.

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