Nicht mehr wegzudenken aus dem Festivalkalender der Hansestadt sind die Hamburger Ostertöne, die 2010 im fünften Jahr bestehen. Unter der künstlerischen Leitung von Simone Young besticht das Festival seit jeher durch ein fantasievolles Programm, das den musikalischen Faden von Brahms bis zur Gegenwart spinnt und Musik in Beziehung zu benachbarten Kunstsparten setzt. Worte, Texte, Stimmen – Klang, Zeit, Raum und Bewegung: Stimmen in aller Vielfalt und Raumerlebnisse besonderer Art bilden den Kosmos der Hamburger Ostertöne 2010. Vokalmusik der unterschiedlichsten Genres bildet dabei den einen Schwerpunkt, die Werke des Komponisten Mark Andre den anderen. Am Karfreitag ist es die große Waltraud Meier, die den Vokalschwerpunkt des Festivals anklingen lässt: Mit dem NDR Chor verleiht sie in der Alt-Rhapsodie von Johannes Brahms der innigen Bitte um Trost Ausdruck. Mit Anja Harteros und Barbara Hannigan geben zwei weitere Ausnahme-Sängerinnen unserer Zeit dem Festival ihre Stimme. Barbara Hannigan vermag wie kaum eine andere Sängerin zeitgenössische Musik mit lyrischem Schönklang zu verbinden. Ihre Programmwahl für den Karfreitagabend lässt die Wandelfähigkeit ihrer Stimme erlebbar werden: Luigi Nonos Djamila Bouchpà für Solosopran etwa oder, gemeinsam mit dem Quatuor Diotima, Arnold Schönbergs zweites Streichquartett, in dem Sie uns »Luft von anderem Planeten« fühlen lässt. Die jüngst erschienene und vom Feuilleton hoch gelobte Recital-Einspielung »Von ewiger Liebe« der Deutsch-Griechin Anja Harteros bezeugt ihre besondere Affinität zum Liedwerk von Johannes Brahms: »Brahms’ An ein Veilchen hat wirklich eine berückende Wirkung auf mich«. Am Karsamstag setzt sie damit einen romantischen Brahms-Schwerpunkt. Und auch die Grande Dame des Klavierspiels, Elisabeth Leonskaja, verehrt den berühmtesten Ehrenbürger unserer Stadt. Leonskaja ist eine der Wenigen, die das späte Klavierwerk von Johannes Brahms mit gebührendem Tiefgang und in vollendeter Schönheit zu spielen vermag. Sie wird am Karsamstag dem abwechslungsreichen Kosmos der Brahms-Klavierstücke op.116, 118 & 119 Werke von Dmitri Schostakowitsch und Sergej Prokofjew gegenüberstellen. In den weiteren Kammerkonzerten steht neben Johannes Brahms die Musik von Mark Andre im Zentrum. Andres Musik eröffnet dem Hörer ein Universum, in dem räumlich verteilte Stimmen, Orchestergruppen und elektronische Klänge eine unvermittelte Kraft und Spannung entfalten. Hörbares, Sichtbares und Imaginationen treten in eine besondere Interaktion. Während die Konzerte des Quatuor Diotima und des ensemble recherche Mark Andres Musik im Zusammenhang mit Brahms, Berg, Schönberg, Nono und Lachenmann vorstellen, zeigt das Filmkonzert am Karsamstag in St. Katharinen einen anderen Aspekt seines Schaffens. Schließlich erfährt Mark Andres bisher umfassendste Orchestermusik »…auf…« mit dem erstklassigen SWR Sinfonieorchester und Sylvain Cambreling ihre Hamburger Erstaufführung. Ihr vorangestellt ist Brahms’ Violinkonzert, gespielt von Christian Tetzlaff. Gefördert durch die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und die Behörde für Kultur, Sport und Medien.