Biermann trifft Heine: »Ein neues Lied, ein bessres Lied«
Harbour Front Sounds
Bruder Heine
Wolf Biermann hat in seinem Werk immer wieder auf Heinrich Heine Bezug genommen. Kein Wunder, denn wie der große Spötter Heine hat auch Biermann sein Leben lang mit Deutschland gerungen, erst im Osten, später im Westen, und mit der deutschen Geschichte sowieso. Doch eine literarische und musikalische Zwiesprache mit Heinrich Heine allein, wie sie dieses Programm prägt, hat Wolf Biermann bislang noch nie gehalten. Das Tragische und auch das Komische im Streit der Welt ist Gegenstand beider Dichter, die Liebe, das Spiel der Geschlechter, auch Missvergnügen und Vergnügen im Exil.
Mitte der 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts schrieb der junge Wolf Biermann in Ostberlin sein Poem »Deutschland. Ein Wintermärchen« über eine deutsch-deutsche Reise durch Mauer, Minenfeld und Stacheldraht. In Geschichte gewordenen Versen rechnete Biermann dabei mit BRD wie DDR (»mein Vaterland«) gleichermaßen ab. Eine 1-a-Provokation der Bonzen, die schließlich 1965 zum Totalverbot Biermanns in der DDR führte. Politisch grüßte Heine als Dichterbruder im Geiste: Schließlich war auch gegen dessen Schriften 1835 in allen Ländern des Deutschen Bundes ein Generalverbot erlassen worden.
Erst nach der Ausbürgerung 1976 konnte Biermann endlich seinen verehrten »Cousin« Heine in Paris treffen – auf dem Friedhof von Montmartre. Auch über diese erste persönliche, wenngleich postume Begegnung schrieb Biermann ein Lied, mit einer Prise Spott und kaltherzlichem Humor im Ton melancholischer Lebenslust.
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